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Marienheim

Das heutige Wohn- und Geschäftshaus, ein dreigeschossiger Backsteinbau auf verputztem Sockel mit Neorenaissance-Giebeln und einer Marienstatue im Mittelrisalit, entsteht 1903 im Auftrag der Textilfirma Gebrüder Laurenz. Ursprünglich dient es als Wohnheim für junge auswärtige Arbeiterinnen, die Betreuung übernehmen Ordensschwestern – ein gelungenes Beispiel also für Sozialarbeit in Kooperation von Kirche und Industrie. Später beherbergt das Gebäude eine „Höhere Töchterschule“ und bietet zudem Mädchen im heiratsfähigen Alter unentgeltliche Fortbildungen zur Haushaltsführung. Im Zweiten Weltkrieg wird es zu einem Lazarett umfunktioniert, danach zieht provisorisch das erste Ochtruper Gymnasium ein.

Das Marienheim ist Ausdruck der patriarchalisch-fürsorglichen Haltung der Industriellenfamilie Laurenz. Besonders Hermann Laurenz tut sich als sozialer Wohltäter hervor. Dank seiner Initiative unterhält das Unternehmen neben dem Marienheim noch drei Kindergärten und ein Kinderheim – das Klarastift. Zudem besitzt das Textilwerk bereits zwanzig Jahre vor Einführung der allgemeinen Krankenversicherung eine eigene Krankenkasse. Im firmeneigenen Krankenhaus werden Arbeiter unentgeltlich behandelt, und bei Krankheit, Tod oder Invalidität erhalten sie finanzielle Unterstützung. Auch die Stadt Ochtrup profitiert von dem Laurenz’schen Bekenntnis zur sozialen Verantwortung. So ermöglicht das Textilunternehmen den Bau eines neuen Rathauses und des Postamtes, liefert den Strom für die erste Straßenbeleuchtung im Ort und stellt 1903 Kredite für den Bau der ersten Ochtruper Wasserleitung zur Verfügung. Dass damit verbundene Bedürfnis nach Sozialprestige verrät sich 1879 in der Ernennung Hermann Laurenz‘ zum "Kommerzienrat“ – eines Ehrentitels, der nur auf eigenen Antrag verliehen wird und erhebliche Stiftungen für das Gemeinwohl voraussetzt.

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Marienheim
Ochtrup
Duitsland