Wohnhäuser für Arbeiter und Angestellte

Die Fabrikantenfamilie Laurenz, insbesondere der beim Aufbau des Unternehmens federführende Hermann Laurenz, pflegt von Beginn an ein patriarchalisches Verhältnis zu den eigenen Arbeitern und Angestellten und übernimmt Verantwortung durch soziales Engagement. So sind die Gründer des Unternehmens 1905 maßgeblich daran beteiligt, den Bauverein Ochtrup ins Leben zu rufen, der sich zum Ziel setzt, möglichst viele Wohnungen zu günstigen Mieten zu errichten. Auch wenn die Gebrüder Laurenz dabei vor allem an die Mitarbeiter ihrer Textilwerke denken, liegt ihnen zugleich an nachhaltigen Lösungen für Ochtrup. Nicht umsonst ist die weitere Entwicklung des Bauvereins bis in die 1960er Jahre eng mit dem Textilunternehmen verknüpft.

Unmittelbaren Ausdruck findet dies in den über das Stadtgebiet verstreuten und teilweise noch erhaltenen Wohnungen für Werksangehörige. Zuschnitt und äußere Erscheinung orientieren sich dabei an der Stellung innerhalb der Firma. In der Laurenzstraße 15 – 33 etwa – gleich neben dem ebenfalls firmeneigenen Klarastift, einem ehemaligen Kindergarten – unterscheiden sich die Wohnhäuser für die Meister durch die aufwendigere Bauart mit ausgebauten Giebeln von den einfacheren Arbeiterwohnhäusern. Gemeinsam ist beiden Varianten die Grundstücksaufteilung: Vorne an der Straße steht das Haus, dahinter bleibt Raum für Gemüsegarten und Viehstall. Das ermöglicht es den Familien, die Lebenshaltungskosten durch Selbstversorgung zu senken.

Deutlich repräsentativer wirkt das ehemalige Angestelltenwohnhaus in der Laurenzstraße 32. Eine profilierte Rundbogentür mit vorgelagerter Treppe, hohe Fenster, ein Söller im rückwärtigen Bereich, drei nutzbare Etagen, überhaupt die Vielgliedrigkeit der Architektur verraten die höhere Stellung der Bewohner. Die gleichen Statusunterschiede lassen sich auch an den Werkswohnungen in den weiter südlich gelegenen Abschnitten der Laurenzstraße und auf dem Postdamm ablesen. Auch hier sind die größeren, villenähnlichen Häuser leitenden Angestellten der Textilfirma vorbehalten. Auf diese Weise zementieren die siedlungsartig zusammengefassten Wohnkomplexe die Hierarchie des Arbeitsalltags und machen zugleich Aufstiegschancen deutlich.